Rückfahrt vom Nordkap in Richtung Lappland

Nordkap Tour Teil 9

#9 Wir fahren vom Nordkap weiter nach Lappland in die nördlichste Region von Finnland

Wenn Träume auf Reisen führen, kommt irgendwann der Moment der Erfüllung.

Unser Ziel, das Nordkap ist erreicht und nach der Erfüllung vom Traum kommt die Ernüchterung. Wir sind am Kap, ganz oben, die Nacht war kalt, feucht und stürmisch. Im Aufenthaltsraum kochen wir uns erstmal einen Kaffee, um wieder auf Temperatur zu kommen.

Das Wetter ist schlecht und wir wollen heute nach Lappland fahren. Die Route soll über Finnland in Richtung Turku gehen.

Die Wetterapp sagt uns stürmische Zeiten voraus, auf Lappland steuert ein Unwetter zu das langsam in voller Breite von Norwegen kommt und wir fahren laut Route genau in das Unwetter rein. Aber wir drei sind alle geborene Optimisten und somit sind wir guter Dinge.

Der härteste Ritt ever, ever, ever!!!

Wir starten am Nordkap und wollen jetzt nach Lappland
Wir starten am Nordkap und wollen jetzt nach Lappland

Abfahrt vom Nordkap, unser nächstes Ziel ist Lappland

Es ist schon wieder Mittag bis wir loskommen, aber vor 3:00 Uhr waren wir ja nicht im Bett. Wir passen einen vermeintlich guten Moment ab, noch ein kurzer Schnappschuss und es geht los. Und wie es los geht, starker Nebel verschlechtert die Sicht extrem, dazu unglaubliche Winde, die von der Seite drücken, was jetzt kommt, soll wirklich meine härteste Tour überhaupt werden.

Ihr kennt den Abstand, den man zum Vordermann beim Harley fahren einhält, genug Reserve zum Bremsen, aber auch kein zu großer Abstand. Hermann fährt vor mir und plötzlich ist er weg, ich kann ihn nicht mehr sehen, kein Rücklicht, nichts!

Das Zelten am Nordkap war für uns eine ganz Besondere Erfahrung.
Das Zelten am Nordkap war für uns eine ganz Besondere Erfahrung.
Unsere Zelte am Nordkap haben dem Sturm stand gehalten.

Ernst verliere ich immer mehr aus dem Rückspiegel, kann ihn aber immer mal wieder schemenhaft im Spiegel erkennen. Zu dem zwingt einen der extreme Wind in eine Schräglage, die reichlich ungewöhnlich bei einer Geschwindigkeit von 30 bis 40 km/h ist. Der Wind drückt einen immer wieder auf die Gegenfahrbahn und von vorne kommen die Touristenbusse, man sieht sie bloß nicht, das ist eine knappe Geschichte.

Nach dem harten Ritt brauchen wir erstmal einen Kaffee
Nach dem harten Ritt brauchen wir erstmal einen Kaffee

Ich sehe den Straßenverlauf vor mir nur noch auf der Map von meiner Navigation. Ich muss die Road Glide Ultra immer wieder fangen, wenn eine Böhe nachlässt ist das Gefühl ziemlich tricki, das ist ein wahnsinns Ritt.

Kurz vor Honningsvåg wird es besser, jetzt erstmal auf der Shell Tankstelle in Honningsvåg volltanken und wieder sammeln. Ihr könnt euch vorstellen, wie froh wir sind, nicht von einem der Busse gerammt worden zu sein und die ersten Kilometer unbeschadet geschafft zu haben.

Jetzt geht es weiter nach Lappland

In Olderfjord angekommen, essen wir im Russenes kro erstmal was warmes.
In Olderfjord angekommen, essen wir im Russenes kro erstmal was warmes.

Nun geht es weiter in Richtung Lappland, wir fahren wieder durch den Nordkaptunnel und in Richtung Olderfjord. Das sind erstmal nur 130 Kilometer, hier angekommen wollen wir im Russenes kro erstmal was essen. Wir haben die Zeit im Nacken und deshalb fahren wir jetzt auch weiter, unser Ziel ist hoch gesteckt, wir wollen noch weitere 250 Kilometer fahren. Das Wetter ist schon krass, es regnet teilweise wirklich extrem, bei Hermann und mir machen die Stiefel schlapp, die laufen voll Wasser obwohl sie 100% Wasserdicht sein sollen. 

Die Geschichte mit unseren wasserdichten Stiefeln

Bevor unsere Tour losgehen sollte, haben wir Ernst zu Detlev Louis geschickt, er soll uns Stiefel aus einem super Hyper Angebot mitbringen, wir haben alle drei das gleiche Modell gekauft, nur Ernst hat die Braunen, Hermann und ich die Schwarzen. Es ist nicht zu fassen, unser Ernst hat trockene Füsse und ich habe nicht mal mehr die guten Socken drin, weil ich die Stiefel schon gar nicht mehr trocken bekomme und beim laufen schon Geräusche mache.

Bei Hermann ist genau die selbe Problematik, unfassbar.  Um es vorweg zu nehmen, Detlev Louis hat die Stiefel nach der Tour getauscht, es gab in der Tat mit den schwarzen Stiefeln massive Probleme, die sind nicht dicht und die Schwarzen wurden aus dem Programm genommen.

Nur die Braunen sind wirklich wasserdicht, was ich mittlerweile auch bestätigen kann. Nun haben sie die allerdings beide aus dem Programm geworfen, obwohl das wirklich ein sehr guter Stiefel, die Braunen sind jetzt jedenfalls super und wirklich Waterproof

Durchnässt vom Regen übernachten wir in Kautokeino in einer Hütte

Wir sind völlig erledigt in Kautokeino angekommen und übernachten in einer Hütte
Wir sind völlig erledigt in Kautokeino angekommen und übernachten in einer Hütte

Nach Stunden im Regen kommen wir in Kautokeino an, jetzt erstmal die Vorräte auffüllen und für heute sind wir eigentlich auch durch und brauchen nur noch was zum trocknen, um bei dem Wetter das Zelt aufzuschlagen, sind wir nicht in Stimmung, wir brauchen was festes.

Der ursprüngliche Plan ist ja noch bis nach Finnland durchzufahren, aber plötzlich sehen wir linksseitig am Ortsausgang von Kautokeino Hütten. Eine davon ist jetzt unsere, wir haben echt Glück gehabt, sofort wird die Heizung voll aufgedreht, und die Aktion “Stiefel trocknen” kann beginnen. An dem Abend ging für uns gar nichts mehr, der Regen strapazierte unsere Nerven, jetzt nur noch die Füße hoch und gute Nacht.

Ein neuer Morgen und heute geht es über die Grenze nach Finnland

Ein neuer Morgen beginnt, gut ausgeruht wollen wir heute die Grenze nach Finnland überqueren. Wir sind heute sogar früh hoch und schaffen es endlich mal kurz nach 9:00 Uhr auf dem Bock zu sitzen.

Es sind 50 Kilometer bis zur Grenze, nach einer guten halben Stunde sehen wir die Schilder vor uns und da steht sogar ein Grenzer, blöd nur, das Ernst vor ihm links auf den Parkplatz rüberzieht und wir gleich mit. Selbst das Winken vom Zollbeamten hat nicht geholfen, wir sind wohl etwas zu schnell.

Der Zollbeamte kommt hinter uns her!

Nachdem wir etwas übermütig in Finnland reingefahren sind, gibt es erstmal Fotos.
Nachdem wir etwas übermütig in Finnland reingefahren sind, gibt es erstmal Fotos.

Die Grenze sah auch irgendwie offen aus, darum machen wir uns gar nicht so die Gedanken. Die Frage ist bloß, warum kommt der jetzt hinter uns her? Nun geht das los, erstmal bekommen wir zu hören, das wir anhalten müssen und nicht einfach durchziehen können, er ist schließlich nicht zum Scherz hier.

Nun wird es eher lustig, er war begeistert von unseren Harleys, besonders von Ernst seinem speziellen Airbrush. Das ist mal ein richtig cooler Zollbeamter, er macht Fotos von den Harley-Davidson Maschinen und ein Selfie mit uns.

Dann bekommen wir von ihm die Info, das dieses mächtige Tief immer noch auf Finnland zusteuert und wir dachten, wir sind schon mitten drin. Kurzerhand malt er mit den Fingern auf Ernst seiner Verkleidung von der E-Glide die Wetterkarte auf, von wo das Unwetter kommt. Total begeistert von dem freundlichen Finnen, haben wir jetzt alle wieder genug gelacht, wir müssen sehen, das wir weiterkommen.

Baustelle! 80 Kilometer nur noch eine Schotterpiste

Die Baustelle nahm gar kein Ende, wir sind kilometerlang auf der Schotterpiste unterwegs.
Die Baustelle nahm gar kein Ende, wir sind kilometerlang auf der Schotterpiste unterwegs.

Zügig fahren wir weiter, nach ca. 50 Kilometern kommt eine Baustelle, vorbei war es mit der asphaltierten Straße. Die nächsten endlosen Kilometer fahren auf Schotter, immer wieder kommen Ampeln und warum auch nicht, der Regen wird langsam wieder stärker.  Es geht die E8 runter und auf Höhe Kihlanki wird es langsam zu viel, der Regen zwingt uns zu einem Stopp.

Unter einem Tankstellendach suchen wir Schutz
Unter einem Tankstellendach suchen wir Schutz

Es geht jetzt mächtig los, wir können gar nicht weiterfahren und suchen unter einem Tankstellendach erstmal Schutz vor dem Mega Schauer. Das hat uns jetzt wieder eine halbe Stunde gekostet, wir ziehen weiter durch bis Pello, es ist früher Nachmittag und es wird Zeit etwas zu essen, wir haben ein Restaurant mit großer Küche gefunden.

Wir sind im Kahvila-Ravintola Granni, es gibt ein Buffett und auch Kuchen, ich bin begeistert. Es nützt aber nichts, hier können wir nicht ewig bleiben, wir müssen noch 200 Kilometer machen.

Wir wollen am nächsten Tag in Turku die Silja Line Fähre nach Stockholm erreichen

Auch in Finnland gibt es traumhafte Strecken zum Cruisen
Auch in Finnland gibt es traumhafte Strecken zum Cruisen

Wir wollen in Turku die Silja Line Fähre nach Stockholm erreichen, wenn unser Timing passt, könnten wir Morgen, am späten Nachmittag dort ankommen. Leider ist das buchen der Fähre wegen unserem unsicheren Zeitplan vorher nicht möglich, wir haben keine Ahnung, ob wir das zeitlich überhaupt schaffen, hoffen wir mal, das es noch klappt. 

Es geht weiter, so langsam wird das Wetter wieder besser, jetzt kommen so Momente auf, wo man ein Auge mehr für die Natur in Finnland übrig hat. Das Land ist genauso atemberaubend wie Norwegen, nur völlig anders. Diese Weiten, die vor einem Aufgehen, wenn man über einen Berg gefahren kommt, sind wunderschön.

Etwas besser gelaunt kommen wir in Simo an, wir haben auf der Karte einen Fluß gesehen und nun suchen wir hier einen Platz zum Wildcampen. Wir fahren ein paar Kilometer am Fluß lang und sehen eine schmale Einfahrt durch einen Wald, teilweise ist es matschig, das ist gar nicht so einfach mit unseren bepackten Maschinen auf einem Waldweg zu fahren.

Umdrehen können wir nicht mehr, dafür ist hier keine Gelgenheit. Wir gelangen an eine Lichtung direkt am Fluß, das sieht schon gut aus. Absteigen geht nur, wenn die Riffelplatte unter den Ständer gelegt wird, die Platte hat Ernst extra für jeden von uns gemacht, damit die Harleys nicht absacken, wenn der Boden mal weich ist.

Trillionen von Mücken greifen uns an

Ihr findet den Ort auf unser Google Tour Map Teil 9
Ihr findet den Ort auf unser Google Tour Map Teil 9

Aber jetzt machen wir erstmal eine ganz andere Bekanntschaft, die Mücken in Finnland sind da! Das glaubt ihr nicht, auf einmal werden wir von Milliarden Mücken befallen, sogar die ganze Harley ist plötzlich voll mit denen. Jetzt geht alles ganz schnell, wir sind auf dem Rückzug, nichts wie raus aus dem Wald, nur meine Crosserfahrung aus der Jugend hat mir jetzt den Arsch gerettet. Wir fahren wieder zur Hauptstraße zurück und sind total geschockt. Wir wollten undbedingt Wildcampen, aber das vergessen wir jetzt mal ganz schnell.

Jetzt kommt die Frage auf, ob wir überhaupt Campen sollten! Plötzlich fällt uns hinter einer Brücke ein unscheinbarer Campingplatz auf, dort fahren wir jetzt hin und checken die Lage.

Der Platzwart ist ein etwas merkwürdiger Typ, so wirklich begeistert wirkt er nicht gerade. Wir bekommen einen Platz direkt am Wasser angeboten, den wollen wir uns aber erstmal ansehen, nach der Erfahrung von eben, ist das ja wohl klar. Der Witz ist, hier sind kaum Mücken, das liegt wohl daran, das hier kein hohes Gras ist, wurde uns von einigen Finnen gesagt.

Wir haben einen super Platz, eine Feuerstelle steht hier für uns bereit und wir können sogar angeln. Das ist perfekt und hier checken wir jetzt ein.

Ernst verliert eine Palette Bier und musste noch mal los!

Der Campingplatz nirgends verzeichnet, aber gut. Wir Campen direkt am Fluß mit Lagerfeuer.
Der Campingplatz nirgends verzeichnet, aber gut. Wir Campen direkt am Fluß mit Lagerfeuer.

Wir bauen die Zelte auf und nun wird erstmal Abendbrot gegessen, wir haben uns das richtig schön gemütlich gemacht, das können wir gut, wir sind damit gut organisert, jeder hat seinen Job. Die Dose Bier am Tisch und nun besprechen wir in der Runde das weitere Vorgehen am Lagerfeuer.

Bier mussten wir ja zweimal kaufen, der liebe Ernst hat eine ganze Palette von dem Goldwasser während der Fahrt verloren, einfach weg, wie kann sowas überhaupt möglich sein? Es war ein harter Schlag für unsere Haushaltskasse, das konnten wir natürlich nicht so einfach übergehen. Es folgte ein Tribunal, wie kann ein Biker das Bier verlieren, du kannst alles verlieren, aber doch nicht das gute Bier!

Wir sind uns einig, das wir am nächsten Tag nach Turku durchziehen, so viel steht schon mal fest, nun müssen wir nur noch die Daumen drücken, das unsere Reservierung durchgeht. Wir haben einen richtig schönen Abend, das Wetter ist gut, nicht kalt und angeln können wir auch, bringt bloß nichts.

Das ist allerdings auch nicht so wichtig,die Hauptsache ist, das die Angel mal ausgeworfen wurde, wenn man sie schon tausende Kilometer mitschleppt.

Langsam geht die Sonne unter und unser Feuer erlischt, erledigt von dem anstrengenden Tag wartet jetzt die Isomatte im Zelt auf uns. Der Tag war wieder ein pures Abenteuer für uns.

Unterkünfte:

Midnatsol Camping

Weitere Unterkünfte am Nordkap

Hüttenvermietung Duottar Camp / Viddas Camping in Suomaluodda 12, 9520 Kautokeino

Campingplatz am Fluß, Lohitie 12, 95200 Simo, Finnland

Vielen Dank für die freundliche Unterstützung unserer Tour Partner, Visit NorwayColor LineThe Rokker Company und der Tallink Silja Line

#9 Bildergalerie Nordkap Tour Teil 9

Teil 10

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