AMERICAN STREETFIGHTER - Wie böse kann eine Pan America sein?

AMERICAN STREETFIGHTER

Wie böse kann eine Pan America sein? 

Man(n) muss schon eine Portion verrückt sein, um eine Harley-Davidson Pan America so radikal umzubauen und die maximale Power des H-D Revolution Max Motor zu entfesseln. 

Sascha Körte ist Verkäufer bei Harley-Davidson Weser-Ems / Börjes American Bikes in Augustfehn. Und ein bisschen verrückt ist er auch. Leidenschaftlicher Harley-Davidson Treiber und immer auf der letzten Rille unterwegs. Eigentlich bearbeitet er den Asphalt der norddeutschen Tiefebene mit einer Harley-Davidson E-Glide Police. Dieses Bike ist komplett umgebaut und wurde natürlich auch im Börjes Tuning Center auf max. Drehmoment und ordentlich Leistung getrimmt. 

AMERICAN STREETFIGHTER

DER AMERICAN STREETFIGHTER HAT IM NETZ FÜR ORDENTLICH AUFREGUNG GESORGT!

Das Bild hat die Spekulationen reichlich angeheizt, vom erneuten Untergang der Marke bis zum Traum auf zwei Rädern, zumindest für diejenigen, die bis heute auf die Bronx warten.

Im Herbst 2022 wurde Dynojet Tuning Profi Marco Gertje von seinen Kollegen „für ein Wochenende“ mit einer Pan America im den Tuningkeller in Augustfehn eingeschlossen. Das Ziel war, das Mapping der Pan America zu optimieren. Es sollte das Kaltstart- und Anfahrproblem behoben werden, dass bei einigen Modellen zeitweise aufgetreten ist.

American Streetfighter Harley-Davidson
American Streetfighter Harley-Davidson

Außerdem hatte man den Revolution Max Motor von Harley-Davidson in Verdacht, dass dieser wohl deutlich mehr können müsste, als im werkseitig gegönnt wurde. Das ist ein ganz schöner Aufwand, denn die Pan America hat verschiedene Fahrmodi, die jeweils ihre eigenen Programme haben. Nach unzähligen Abstimmungsläufen auf dem Prüfstand, hat er es geschafft, dem Revolution Max Motor einen richtig sauberen Kaltstart einzuverleiben.

Das Interview mit Sascha Körte auf YouTube

Das ganze Startverhalten hat sich verändert, selbst das Startgeräusch scheppert nun nicht mehr so stark. Er konnte es nicht auch nicht lassen, den S-Mode ein wenig zu modifizieren. Nach einigen Tagen konzentrierten Arbeitens kehrte Marco dann mit einem breiten Grinsen aus dem Keller zurück. Ein außerordentliches Mapping und eine deutliche Verbesserung der Performance und Fahrbarkeit war gelungen. 

Anschließend wurde Sascha Körte nun vom Team des Tuning Centers aufgefordert, das neue Mapping für die Pan America, die Sportster S und die Nightster zur Probe zu fahren und seine Erfahrungen mit Verbesserungswünschen an Marco Gertje zurückzumelden. 

Es fing mit dem noch vergleichsweise harmlosen Tuning der Pan America 1250 Special an, welche in einem eskalierten Maximal-Tuning ihren Höhepunkt gefunden hat. 

Die Probefahrt führte dann schlagartig zu einem Sinneswandel. Sascha wollte eine Pan America für sich Privat. Nach der Probefahrt wurde diese umgehend bestellt und er konnte eine Zeitlang nicht mehr ruhig schlafen. Es musste neben einem Tuning auch ein radikaler Umbau erdacht werden. In seinem Kopf schwirrte immer schon die Idee von einem Streetfighter, also der absolute Gegensatz zu seiner E-Glide Police. 

Das Börjes Werkstatt Team baute das komplette Heck um und ließ einen speziell für die Pan America entwickelten Heckfender anfertigen. Die Verkleidung mit Windshield inkl. Scheinwerfer wurden entfernt und gegen einen LED Rundscheinwerfer mit einer kleinen Maske ersetzt. Auch die Sturzbügel und Kühlerverkleidungen und die Handschalen wurden entfernt.

Es gibt viele kleine Detaillösungen zu entdecken

Die Serien Abgasanlage wurde durch eine Dr. Jekill & Mr. Hyde Klappenauspuffanlage ersetzt, die teils ein Eigenbau der Börjes Schmiede ist. Ursprünglich gehört diese Anlage an eine Sportster S., Kellermann lieferte noch die flammneuen Jetstream LED Blinker dazu für den Heckbereich und ein Kennzeichenhalter wurde ergänzt. Die verbliebenen Kunststoffteile wurden lackiert. Für ausreichend Luftzufuhr sorgt nun ein K&N Luftfilter und das Bike wird gut im Handling mit einem V-Team Lenker.

Hierbei wurde für das Display/Tacho ein Eigenbau als Halterung eingesetzt. Die Lenkerenden-Spiegel und die Blinker vorne entstammen aus der Schmiede von Ricks. Viele weiter Details wurden verändert, deren Aufzählung hier den Rahmen sprengen würde. Und weil Sascha ein wenig verrückt ist, nötigte er seinen Tuning Kollegen, bitte die volle Leistung – aber noch gut Fahrbar – abzurufen. Gesagt, getan.

Es entstand ein Amercian Streetfighter mit einem radikalen Design und unbändiger Power vom Stand bis zur Top Speed. Und ich durfte dieses Teil anlässlich des Frühlingstreffs in Augustfehn ausgiebig testen. 

DynoJet Mapping Revolution Max 1250 American Streetfighter
DynoJet Mapping Revolution Max 1250 American Streetfighter

Meine Streetfighter Probefahrt und der erste Eindruck

Ich bin schon viele unterschiedliche Pan America 1250 Special Modelle gefahren. Sie ist in der Serie wahrlich nicht langsam und ihr neuer Charakter in Sachen Leistungsentfaltung in Kombination mit Harley-Davidson eine echte Revolution.

Sascha hat sich die Pan America mit dem starken 1250 ccm Revolution Max Motor zur Hand genommen und sie zu einem Streetfighter umgebaut, wo man sich erstmal fragt, geht das überhaupt. Ja klar, das geht sogar echt gut, mit meinen 1,83 saß ich wie angegossen auf dem Streetfighter, leicht etwas nach vorne gebeugt gingen die Hände an die weit auseinander liegenden Lenkerenden vom extra angefertigten V-Team Lenker, gefühlt schonmal sehr geil.

Als ich mit ihr das erste Mal angefahren bin, merkt man sofort, hier wartet alles nur auf das richtige Kommando vom Fahrer. Ein sehr exaktes Ansprechverhalten und sie ist spürbar voll auf Zug. Ein leichter Dreh am elektronischen Gasgriff und sie will brutal los.

Alles auf Grip getrimmt

Ich war ja noch gar nicht soweit und musste erstmal die Lage checken, denn die Reifen und der Grip fühlten sich bei den Lenkbewegungen völlig anders an. Ich bin bei ca. 15 Grad unterwegs gewesen und hatte voll den Grip, das war schon mal ein gutes Zeichen hatte ich so aber nicht erwartet.

Sascha hat den AVON SPIRIT ST Reifen montiert, der Michelin Anakee läßt sich leichter lenken und hält sicherlich länger, was bei dem Streetfighter wohl keine Priorität hat, hier geht es um Haftung. Halten wir mal fest: Sitzposition trotz breitem Lenker top, Startverhalten top, Gasannahme sehr exakt, Mega Grip und das für mich auffälligste war allerdings die Schaltung.

STREETFIGHTER MIT AVON BEREIFUNG

AVON SPIRIT ST

Ein außergewöhnliches Schalterlebnis

Der Streetfighter hat den Quickshifter verbaut, der allein macht es aber noch nicht, sie haben durch das Mapping ein Schalterlebnis produziert, das ich so noch nie erlebt habe. Der Gang fällt nicht nur einfach rein, ein unbeschreiblich gutes und weichen Gefühl, wenn der Gang geschaltet wird.

Sehr auffällig, wer den Vergleich hat, dem fällt das exakte und weiche einlaufen in den nächsten Gang sofort auf. So gesehen war das alles schon perfekt, da war ja aber noch was in Sachen Leistungsentfaltung, was es zu entdecken gibt. Die geht ab wie die Hölle, im dritten Gang geht die vorne noch hoch und ich bin bei weitem kein Leichtgewicht.

Man sieht es ja sehr schön auf dem Leistungsdiagramm, sie geht schon bei 2000 Umdrehungen los, etwa 300 früher, als in der Serie. Bei 2500 U/min treffen sich die Kurven nochmal kurz und dann geht sie ab. Sie zieht knallhart durch, bei ca. 6800 U/min hat man das Gefühl das mehr Schub kommt, das sieht man allerdings nicht auf der Leistungskurve, bei der Serie ist das gefühlt bei 6300 U/min, dann ist der Streetfighter aber schon weg.

Bei 8000 Umdrehungen wird die Serie etwas ruhiger, der Streetfighter zieht durch bis auf 9200 und schreit nach dem nächsten Gang. Es ist die Hölle was aus dem Motor rauskommt und selbst das ist noch nicht das Ende, sie würde noch mehr drehen, hat mir Sascha verraten. Man muss sich schon zusammenreißen, wenn man gesetzeskonform durch die Kurven ziehen will. Durch die S-Kurve mit Lastwechsel aus der Kurve raus beschleunigen, ich behaupte mal, von ihr sehen viele Brenner nur noch die Rücklichter.

Der längere Federweg ist kein Problem, die Upside Down Gabel macht einen sehr guten Job. Beim Bremsen merkt man das vorne in der Doppelscheibenbremsanlage die Musik von Brembo spielt. Sie reißt dich aus dem Drehinferno wieder runter, wenn es gefragt ist.

Der American Streetfighter ist der perfekte Kurvenjäger

Das ist ein purer Streetfighter, es geht nicht um die Endgeschwindigkeit, sie soll spurten und Kurven räubern, mit ihrer Top Abstimmung macht sie das perfekt. Bei Streetfightern spielt dazu das Aussehen genauso ein Rolle. Das Heck wurde verändert und diverse Teile sind lackiert worden, mit einem guten Lack läßt sich viel machen.

Der ist Sitz gekürzt, aber noch nicht fertig. Sascha arbeitet noch weiter an seinem Streetfighter, es war eher Zufall, das ich mit dem Gerät gefahren bin. Ich bin mir ziemlich sicher, das hier ein neuer Trend entstehen kann, es gibt genug verrückte, die wie Sascha sich genauso an solchen Projekten austoben wollen und wer hätte es gedacht, die Pan America ist in der Tat die Vorlage dafür.

Harley-Davidson hat bis zum heutigen Tag das Thema Streetfighter und BRONX im Sande verlaufen lassen. Und das, obwohl sie die Grundbasis eigentlich im Regal haben. Der wassergekühlte Revolution Max Motor hat unheimlich Power und kann mit verschiedenen Charakteren auf die Strasse gebracht werden.

Die Sportster S ist mehr auf Drehmoment ausgelegt, aber schon sehr sportlich unterwegs und die Pan America mit ihren 152 PS, geht obenrum noch etwas verrückter, wenn man sie treibt. 

Wenn Harley-Davidson es nicht schafft, einen Streetfighter auf die Straße zu bringen, baut man es sich eben selbst so hin, für Harley Biker ist s wohl das kleinste Problem.

Bildnachweis: Harleysite


CVO Pan America 2024

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