Die fragwürdige Mitternachtsstrategie von Harley-Davidson – ohne Licht und Bühne, im Schatten der Nacht
In der Nacht vom 23. auf den 24. Januar 2025, nach deutscher Zeit, wird Harley-Davidson die neuen Modelle 2025 ohne Video, Show oder Präsentation lediglich durch ein simples Update der eigenen Webseite vorstellen. Informationen für externe Medien wie mich sollen voraussichtlich erst am späten Freitagvormittag eintreffen.
Mein neuer Fokus auf das Wesentliche
Für mich ein klarer Grund, mich künftig stärker auf meine Kerngeschichten zu konzentrieren. Dazu gehören vor allem Events, Touren und Reisen rund um die Marke Harley-Davidson. Wenn ich auf einer der neuen Maschinen unterwegs sein sollte, gibt es vielleicht noch einen Fahrbericht – mehr aber nicht.
Seit Jahren war es Standard, dass alle Informationen zeitgleich verfügbar waren, sodass ihr direkt versorgt wart. Doch inzwischen scheint Europa keine Rolle mehr zu spielen. Medien außerhalb der USA scheinen keine Priorität mehr zu haben.
Dieses Vorgehen passt leider zur Gesamtsituation im Konzern. In den USA, wo die Entscheidungen getroffen werden, zeigt sich seit Längerem eine Krise. Am 24. Januar bin ich weniger gespannt auf die neuen Modelle als auf den Aktienkurs. Ich frage mich, ob die Anleger jetzt endgültig das Vertrauen verlieren.
Die Folgen des DIA-Programms
Der Fokus liegt klar auf dem US-Markt – verständlich nach dem DIA-Desaster (Delivered Inventory Adjustment). Das Delivered Inventory Adjustment (DIA)-Programm von Harley-Davidson wurde im Jahr 2020 eingeführt. Dieses Programm zielte darauf ab, die Lagerbestände bei Händlern zu reduzieren und die Produktion an die tatsächliche Marktnachfrage anzupassen. Im Rahmen dieser Strategie senkte Harley-Davidson die Produktion und implementierte ein neues Betriebsmodell, das eine globale kommerzielle Funktion zur Steuerung von Vertrieb und Bestandsmanagement über verschiedene Produktlinien hinweg etablierte.
Diese Maßnahmen wurden ergriffen, um die Rentabilität zu steigern und die Marke zu stärken, führten jedoch zu Spannungen mit einigen Händlern, die sich über Überbestände und kostspielige Anforderungen beschwerten. Und dann gab es noch den DEI (Diversity, Equity, and Inclusion) Skandal im letzten Jahr, der insbesondere in den USA zu einem deutlichen Umsatzeinbruch führte. Das ist jedoch nur ein Ausschnitt der bestehenden Herausforderungen, die in ihrer Gesamtheit das eigentliche Problem darstellen.
Warten auf die neue Sportster-Generation
Späte Markteinführungen zur Saison und das lange Warten auf die neue Sportster-Generation, von der immer noch nichts zusehen sein wird, drückt ebenfalls den Umsatz. Ich frage mich immer noch, wie man eine Sportster-Serie mal so eben wegstreichen kann, oder die neue spätestens im nächsten Jahr nachzuschieben. Wäre ja so, als wenn MC-Donald den Big Mac aus dem Programm nimmt.
Man muss das alles nicht verstehen. Nach wie vor gibt es kein Einsteigermodell, das wenigstens bei 12.000 Euro liegt – ein Preis, der zumindest ein Stück an alte Zeiten erinnert. Damals konnten Neueinsteiger über die Jahre Kapital ansparen, um später upzugraden. Die Preise einer 883 sind heute wohl utopisch, aber sie war ein hervorragender Einstieg in die Harley-Welt und dazu noch äußerst wertstabil.
Blick auf die schönen Seiten der Marke
Wer sich zu lange mit der Unternehmenspolitik beschäftigt, bekommt irgendwann Kopfschmerzen. Deshalb konzentriere ich mich lieber auf die schönen Seiten der Harley-Davidson-Welt und hoffe, dass der Konzern nicht noch tiefer in den Sand fährt. Denn ohne die Marke würde uns am Ende auch etwas Entscheidendes fehlen!
Text: Harleysite / Volker Wolf