4620 km mit der Harley durch Griechenland
Ein Tourbericht von Spyridon Maaß aus Schwarzenberg im Allgäu
Meine Frau Carmen unsere Freunde Taso mit Roussa und Ich machten uns dieses Jahr für 2 ½ Wochen auf dem Weg nach Griechenland.
Unsere Maschinen: meine Harley Slim Bj. 2014, 103 Motor, 1690ccm; Carmens Harley Dyna Street Bob Bj. 2016, 103 Motor 1690ccm; Taso`s Harley Road King Bj. 2017, 107 Motor, 1745ccm Milwaukee-Eight
Unsere Route verlief zunächst im Regen bis zum St. Bernardino. Danach und nach unserer ersten Betankung und einem Kaffee ging es trocken und sonnig weiter nach Italien Ravenna.
Dort haben wir in einem ehemaligen alten Bauernhof, welcher liebevoll zu einem Hotel umgebaut wurde übernachtet. Die Gastgeber sind so etwas von freundlich und zuvorkommend, dass man am liebsten länger dort bleiben möchte.
Auch das komplette Ambiente mit einem schönen angelegten Garten mit Pool lädt zum Länger bleiben ein.
Am nächsten Tag ging es nach einem reichhaltigen Frühstück im Freien unter der Morgensonne mit feinem Kaffee, frisch gemachten Rühreier und Schinken sowie leckeren Beilagen weiter nach Ancona zur Fähre. Nach dem Verladen der Motorräder auf der Fähre ging es erst einmal in die Koje um unser Hab und Gut zu verstauen.
Im Anschluss trafen wir uns alle auf dem Deckrestaurant zum Essen. Auch hier kommt man schnell mit anderen Bikern in Kontakt und tauscht sich seine Erlebnisse aus. Wie auch mit einem italienischen Pärchen, welches unterwegs nach Griechenland war.
Nach der Ankunft in Igoumenitsa fuhren wir zunächst nach Igoumenitsa rein und suchten uns eines der Restaurants aus, welche sich an der Straße parallel zum Meer befinden und kehrten dort ein. Nach einem griechischen Mokka und leckerem Süßen, besprachen wir unsere weitere Strecke und starteten in das Unbekannte.
Die Fahrt verlief mit ein paar Stopps und glotzen, fotografieren, tanken und Kaffee trinken zur Ostküste über Ioannina, Siatista zunächst nach Veria-Meliki. Gleich am Anfang begrüßte uns eine griechische Schildkröte am Wegesrand. Vorsicht ist also geboten.
Ein paar Kilometer weiter begegneten uns Ziegen in einer schieren Menge welche die Straße überquerten, sodass wir zunächst anhielten um die ca. 200 Tiere mit ihrem Schäfer und den Schäfer- Hunden passieren zu lassen. Der Schäfer winkte uns am Schluss noch dankend zu.
Die Fahrt durch das Landesinnere ist sehr abwechslungsreich und spannend die ganze Zeit. Man kommt an riesig breiten und leeren Flussbetten vorbei, welche sich im Winter zu reißenden Strömen entwickeln. Unterschiedliche Gebirgsformationen bilden eine sehr interessante und abwechslungsreiche Fahrt zum nächsten Ziel.
Unseren ersten Stopp mit Übernachtung machten wir in Ioannina bei Roussa`s Mum. Dort wurden wir herzlichst begrüßt und bekamen einen leckeren, hausgemachten Mokka. Nach einer Entspannungspause schauten wir uns die alt, sagenumschriebene Stadt mit ihrer legendären Vergangenheit an.
Aus den Kaffees direkt am See kann man die herrliche Aussicht in die Berge genießen und die Seele baumeln lassen. Ioannina liegt an einem schönen See. Gegenüber verläuft ein Gebirge.
Dort oben befindet sich ein tolles Restaurant, von dem man eine herrliche Aussicht zur Stadt Ioannina genießt. Abends ist die Aussicht selbstverständlich den Romantikern gewidmet. Am Abend gab es bei Greece Mum leckere Köstlichkeiten die die griechische Küche hergibt.
Wir hauten rein was das Zeugs hält bis der Ranzen spannte. Zum Abschluss gab es natürlich einen Raki.
Am nächsten Tag fuhren wir nach einem gewaltigen und liebevoll aufgetischten Frühstück bei Roussa`s Mutter, gestärkt weiter über Siatista nach Veria- Meliki zu unserem zweiten Stopp. Meliki ist eine kleine unscheinbare Ortschaft mit einigen netten Tavernen, welche ihren Charme erst im Abendlicht zur Geltung bringen.
Auch eine schön beleuchtete Kirche in Dorfmitte unterstreicht die idyllische Atmosphäre von Meliki. Taso ist dort bekannt wie ein bunter Hund. Aber das ist er in Wangen im Allgäu mit seinem griechischen Restaurant auch. ☺ Einige seiner Freunde betreiben dort ebenfalls Tavernen, bei denen man immer gern gesehen ist.
Ein gemütliches Zusammensitzen mit alten Freunden plaudern lässt das Herz höher schlagen. Es ist einfach urgemütlich im Zentrum von Meliki. Ein Stadtfest mit griechischen Tanzeinlagen hatte uns am ersten Abend gleich in den Bann gezogen. Die ganzen Leute waren so etwas von fröhlich und gelassen.
Von Meliki aus machten wir den nächsten Tag eine Tagestour nach Makrojali zum Baden. Wir parkten unsere Maschinen direkt vor dem Strand. Gleich daneben befindet sich ein einladendes Beach-Restaurant mit einem schön angelegten Garten. Direkt am Strand davor nahmen wir unseren Platz ein und legten uns faul und entspannt auf Liegen.
Ein freundlicher Kellner brachte uns gleich und unaufgefordert frisches, kühles Wasser zum Trinken und nahm unsere Bestellung entgegen. Zu unserer Überraschung, die Liegen kosten nichts. Nur zum Trinken muss man was bestellen.
Das wird den einen oder anderen Schwaben schwer fallen, wenn es schon mal Wasser gratis gibt. Abends in Meliki wieder angekommen, ließen sich Taso`s Mutter und Schwester nicht lumpen und zauberten uns ebenfalls leckere Köstlichkeiten der griechischen Küche. Mein Gott zum Glück leben wir nicht hier, sonst würde man zu einer Tonne mutieren.
Am Tag darauf nach ordentlicher Kneipentour mit leckerem Essen in Meliki, starteten wir unsere dritte Tagestour welche zunächst nach Thessaloniki vorbei nach Chalkidiki zum Baden ging. Die Route dorthin ist ebenfalls sehr schön, eine tolle Gegend mit schönen Häusern an der Straße entlang.
Plötzlich nach irgendeiner Kurve taucht ein grünschimmern auf. Traumhafte Buchten erstrecken sich vor uns im Tal welche teils in Smaragdgrün funkeln und man den atemberaubenden Ausblick nur noch genießt. Dort angekommen wird man von den traumhaften Stränden überwältigt.
Über gut ausgebaute Straßen fährt man entlang der Küste und quer durch das Land. Die Straßen sind außer um Thessaloniki herum gut ausgebaut. Nur um Thessaloniki herum, wird der eine oder andere mit seinem Vehikel ganz schön durchgeschüttelt. Die Straßen sind dort absolut sanierungsbedürftig.
Am vierten Tag ging unsere Reise nach einem ausgiebigen Frühstück und mütterlicher Betreuung von Taso`s Mutter und Schwester Eleni weiter. Wir starteten von Veria- Meliki weiter in den Süden Richtung Katerini, Larisa, Volos, an Athen vorbei nach Korinth, Monemvasia, Areopoli, Kalamata, Pylos, Kalo Nero, Pirgos, Amaliada, Patras, Prevesa, Lefkada, Syvota und wieder zurück nach Igoumenitsa.
Auf der Höhe Athen, im leichten Abendrot erhebt sich die Metropole in ihrem nächtlichen atemberaubenden Lichtermeer und lädt zu Allem ein was einem gerade durch den Kopf schießt.
Ein weiblicher, sehr zuvorkommender Tankwart erklärt uns wo wir für diese Nacht übernachten können. Unser Weg bleibt weiterhin atemberaubend. Nachts aus der Ferne sieht man das Funkeln der Lichter von Korinth welche immer näher rücken.
Dort angekommen checken wir in unserem Hotel direkt im Zentrum der Stadt ein. Nachdem wir das Gepäck versorgt haben und uns etwas frisch gemacht haben, erklärt uns der höfliche Portier welche Richtung wir einschlagen müssen, um direkt am Strand unseren Hunger in einem der dort befindlichen Lokale stillen.
Es ist 23 Uhr als wir unser Essen bestellen. Allein der Cäsar-Salat hat eine Dimension, wo sich deutsche Gastronomen Gedanken über seinen Gewinn macht. Den Abend lassen wir mit einem griechischen Bier ausklingen.
Am nächsten Tag geht unsere Reise weiter nach Monemvasia. Auf der Fahrt kommt es vor, dass Straßen durch schmale Ortsgassen führen. Man platzt wie aus heiterem Himmel von einer Gasse direkt in den Ortskern. In einem Ort ging es direkt um die Kirche herum und dann wieder aus dem Örtchen hinaus. Hinter der Kirche befindet sich eine Wasserstelle.
Dort können Besucher das leckere und frische Bergwasser trinken und sich gegebenenfalls die Flaschen abfüllen. Das ist das Schwabenparadies. Wasser gratis. Weiter geht’s.
Monemvasia ist eine kleine Insel mit sehr interessanten Sehenswürdigkeiten. Auf Monemvasia steht die heilige Sofia. Eine kleine Kirche umgeben von kleinen Gassen mit urgemütlichen Restaurants, Tavernen einigen Hotels und Geschäften für den Tourismus. In einigen Lokation hat man von der liebevoll angelegten Terrasse eine super Aussicht auf das offene Meer.
Alle Tavernen sind geschmackvoll eingerichtet und unterscheiden sich komplett von den Anderen.
Nach diesem schönen Stopp, führt uns unser Weg durch Gegenden, welche von steinigen, kahlen Gebirgsketten über grüne Plantagen mit Oliven-, Limetten-, Feigen- und anderen Obstbäumen wechselt.
Man erhält unzählige Eindrücke von der Vielfallt der Vegetation und deren Tiere welche dort leben und einem entlang des Weges begegnen. Durch kleine Ortschaften führen die Straßen an süße Kaffees, Tavernen und Restaurants vorbei welche zum leckeren Kaffee oder Lunch einladen. Ab und zu winken uns freundliche Griechen zu. Die Gastfreundschaft ist ungebremst beispielhaft und herzlichst.
Gern möchte der Grieche wissen, woher man kommt und wohin die Reise geht. Stehst wird einem eine gute Reise gewünscht und alles Gute für die Fahrt. Während der Fahrt durch größere Metropolen, steigt einem auch mal ein Parfümduft durch die Nase bei dem man gleich Ausschau hält woher dieser betörende Duft stammt.
Ist es die Athene mit ihrem Lockruf? Aber auch Düfte von Kräutern, Blumen, Teer, Fabriken, Meer und Fisch bis hin zum Kadaver nimmt unsere Nase wahr. Und wieder stößt man in abgelegenen Orten in den Bergen auf nette Tavernen mit einer traumhaften Aussicht.
Manchmal führt eine lange Gerade Richtung Horizont. Oben angekommen erblickt man zwischen den Felsen der Straße entlang ein bekanntes Farbspiel. Wieder lockt das schimmernde Grün eines riesigen Smaragdes.
Es ist das Meer welches so blau-grün leuchtet und zum Baden lockt. Abseits der Küste wieder in Richtung Landesinnere führt uns unsere Route durch eine Allee bei der man den Eindruck bekommt, diese führt ins Unendliche. Nach einem Blick auf dem Tacho sind es geschätzte 9 km Schnurgerade.
Die Gegend ist so vielfältig, man kommt an Berge in verschiedenster Formgebung vorbei welche teils dem Canyon ähneln. Ausgetrocknete Flussbette die wohl in den Wintermonaten während der Schneeschmelze sich zu reißenden Strömen entwickeln und das Flussbett komplett füllen.
Straßen enden teils im Gebirge und finden sich als Promillenweg wieder. Bei einigen Spitzkehren ist Vorsicht geboten, dort können Schottersteine liegen und Schlaglöcher machen das Fahren nicht ungefährlich.
Dann wieder überschaubare Kurven deren Verlauf man bis auf geschätzte 4km sieht und entsprechend konstant durchfahren kann.
Irgendwann nach langer Fahrt entlang der Küste von Korinth Monemvasia, Mavrothavni, Kardamil Kalamata, Pylos, Kalo Nero, Pirgos und Patras wo wir noch einen leckeren Kaffee und lecker Kuchen einnehmen, verlassen wir den Peleponnes und fahren über die gewaltige, weiße Brücke auf das Festland von Greece.
Während der Überfahrt überkommt einem eine Gänsehaut, so beeindruckend ist dieses Monument. Von dort aus geht es weiter nach Messolonghi der Küste entlang nach Preveza.
In Preveza angekommen, nehmen wir zunächst unser Hotel ein und schauen uns in diesem schönen Örtchen direkt am Meer um. Hier gibt es unzählige Restaurants, Kaffees, Tavernen und Schopps. Läden über Läden zum Bestaunen. Von hier aus werden wir unseren restlichen Urlaub mit Baden und Tagestouren verbringen.
Abends natürlich wie schon gewohnt lecker Essen gehen und zwischen einem Bierchen einen Ouzo für die besten Freunde genießen. Den übernächsten Tag genehmigen wir uns eine Ausfahrt zu der nah gelegenen Insel Lefkas. Auf der grünen Insel Lefkas erhält man den Eindruck, man befindet sich teils in Canada.
Nadelbäume in hellgrüne Farbe duften süßlich von dem Honigduft. Alle 400m fährt man an Imker vorbei, welche ihren Honig direkt an der Straße anbieten. Abwechselnd erfasst die Nase den Duft von Thymian bei dem der Gaumen unwiderruflich ein leckeres Steak simuliert. Lavendel trübt den Riechkolben in eine SPA-Oase ein welche an Massage und Entspannung erinnern.
Und wieder funkelt von unten dieser Smaragd welcher bis zum Gipfel leuchtet. Je näher man an die Klippen kommt, desto mehr eröffnet sich der Blick auf das traumhafte Meer. Teils hat man den Eindruck der Karibik. Unten angelangt kann man sich nichts Schöneres vorstellen.
Überall stellen die Griechen dem Besucher, Strandliegen kostenfrei zur Verfügung. Dafür muss man wie erwähnt etwas zum Trinken bestellen. Der Grieche verdient nicht an der beispielhaften Geste, jedoch an den Bestellungen. Wie man sieht, es geht auch anders!!!
Leider auch am Katsiki Beach auf Lefkas! Dort wird es teuer. Außer am traumhaften Strand baden kann man dort nicht viel machen. Aber der Ausblick ist gigantisch.
Gastfreundschaft: Trotz der wirtschaftlichen Situation und der hohen Arbeitslosigkeit, ist man bei den Griechen herzlich willkommen. Der Grieche strebt trotz allem sein Bestes zu geben. In jedem Kaffee, Taverne oder Restaurant bekommt der Gast obligatorisch eine Flasche Wasser kostenlos serviert.
Verkehr: 50 bedeutet auf griechischen Straßen nicht gleich 50 fahren. Dort fährt man 80. Jedoch sollte man sich bei einer Karambolage so verhalten als wäre man 50 gefahren. Man passt die Geschwindigkeit dem Verkehr an. Ebenso ist der Grieche auf den Straßen der geduldigste Verkehrsteilnehmer. Die Griechen fahren sehr rechts, damit man bei einem Überholmanöver die Sicht nach vorne hat.
Hier könnten sich viele auswärtige Verkehrsteilnehmer ein Beispiel nehmen.
So etwas kennt man in Deutschland nicht, hier ist man eher linkslastig und gewährt dem Anderen keinen Vorteil. Im Kreisverkehr ist absolute Vorsicht geboten!
Der Verkehrsteilnehmer der in den Kreisverkehr hineinfährt hat Vorfahrt. Der der sich im Kreisverkehr befindet muss halten. Aber auch da passt der Grieche auf, dass nichts passiert. Trotzdem sollte man dies beachten!
Auf der A2 von Ioannina in Richtung Igoumenitsa kommt man an eine Gegend vorbei, von der man von Oben aus eine beeindruckende Aussicht auf ein riesiges Tal hat. Auch für Wanderer und Abenteurer soll diese Gegend ein Paradies sein. Wenn es die Zeit zu lässt, kann man sich auch genügend Sehenswürdigkeiten anschauen.
Die benannten Orte waren Teil unserer Route und geben wiederum nur einen Teil des schönen Landes wieder. Es gibt noch unzählige Routen welche sicherlich ebenso schön und bezaubernd sind.
Für Übernachtungen in der Nebensaison braucht man sich keine Gedanken zu machen. Überall gibt es reichlich Angebote.
Wir werden wieder nach Griechenland fahren. Unser zurückgelegter Weg von Wangen im Allgäu nach Griechenland und zurück beträgt ohne Fähre 4620km.
Resümee: Griechenland ist für den Biker ein Traumland. Kulinarisch vielfältig und sehr gastfreundlich. Immer wieder eine Reise wert. Und wer ein alter Hase ist, der weiß in Italien angelangt, geht es wieder aggressiv und chaotisch zur Sache.
Die Italiener brennen vor Temperament. Ein Balzverhalten welches zeremoniell seine Potenz zum Ausdruck bringen soll. Aber auch in Italien ist es schön.
Ich hoffe meine Story hat Euch etwas inspiriert, um selbst mal mit dem Motorrad das schöne Griechenland zu bereisen.
Es grüßt Euch
Spyro – Spyridon Maaß aus Schwarzenberg im Allgäu bei Wangen im Allgäu
Griechenlandreise – Text und Bildnachweise: Spyridon Maaß