Meine Abenteuerreise auf der Road Glide ST nach Norwegen geht nun schon wieder dem Ende entgegen und ich mache mich von den Lofoten, zurück in Richtung Süden auf den Weg. Meine Route geht von den Lofoten über Narvik zum nördlichsten Harley-Davidson Dealer in North-Norway nach Ballangen.
Danach werde ich direkt in Richtung Schweden weiterfahren und dabei überquere ich wieder mal den Polarkreis. Bevor es los geht, werde ich mir in dem urigen Best Western Hotel erst mal ein gutes Frühstück reinziehen, damit nicht nur der Milwaukee-Eight mit Power am Morgen durchstartet. Das Hotel, aus der Signature Collection hat im Übrigen von mir eine 5 Sterne Empfehlung erhalten.
Ein gutes Frühstück am Morgen – Auftanken vor der Fahrt!
Herausgefordert von Kälte und Regen: Die Rückfahrt auf der Road Glide ST 117
Die Rückfahrt auf der Road Glide ST 117 beginnt am Best Western Signature Collection Hotel in Sandtorg, einer malerischen Ecke der Lofoten. Diese Reise, die sicherlich für viele Motorradfahrer ein Traum ist, hat sich zu einer kleinen persönlichen Odyssee entwickelt, die mich durch die wechselhaften Landschaften Skandinaviens führt und mich mit niedrigen Temperaturen und starkem Regen echt gefordert hat.
Die raue Schönheit der Lofoten im Rückspiegel
Der Heavy Breather Luftfilter der ST, saugt kräftig und unüberhörbar die Luft an, als es wieder los ging. Ich verlasse nun die Lofoten, deren raue Schönheit sich wie ein Gemälde in meinem Rückspiegel spiegelt. Meine Route schlängelt sich entlang der norwegischen Küste, vorbei an majestätischen Bergen und tiefen Fjorden.
Ich fahre durch die norwegische Stadt Narvik, die Hafenstadt ist früher schon ein wichtiger Transporthafen für das Eisenerz aus Schweden gewesen, weswegen wir Deutsche in den vierziger Jahren schon mal hier waren.
Vorbei am Hafen von Narvik und über die Hålogaland-Brücke
Die Halogaland-Brücke in Narvik, ist mit 1533 Metern Länge und mit einer Spannweite von 1145 Metern die zweitlängste Hängebrücke in Norwegen. Die Brücken und Tunnel in Norwegen, sind generell echt der Hammer, besonders die Tunnelfahrten können allerdings mit der Zeit echt Müde machen, zum Glück gibt es in dieser Region nicht allzu viele davon.
Mit dem Bau der Halogaland-Brücke, wurde 2013 begonnen und bereits im Dezember 2018 konnte man über die Brücke fahren. Die Norweger haben für den Bau der Hängebrücke ein Unternehmen aus China beauftragt, hätte man beim BER wohl auch mal drüber nachdenken sollen 😆 .
Vorbei am Hafen und den großen Schiffen die vor Anker liegen, ist meine nächste Mission der nördlichste Harley-Davidson Vertragshändler in Ballangen. Der Ort liegt 40 Kilometer westlich von Narvik und der Weg dorthin, führt entlang der E6 an der Küste vom Ofotfjord, über den der Wind vom Nordmeer mit reichlich Druck direkt auf mich trifft und mir klarmacht, dass ich im rauen und arktischen Nordnorwegen unterwegs bin.
Der Stopp beim Harley-Davidson Nord-Norge Dealer ist für mich Pflicht, ich finde den Back Print von dem Dealer-Shirt so genial. Es ist klar, davon habe ich mehr als nur eins, es ist wie eine Sucht 😎 . Ich komme an dem Laden einfach nicht vorbei, ohne was einzukaufen…
Hier, umgeben von Gleichgesinnten, eskaliert meine T-Shirt Sammelleidenschaft und ich füge meiner Sammlung ein, oder zwei, oder waren es doch gleich drei ganz besondere und einzigartige H-D Nord-Norge T-Shirts hinzu.
Ich kann es einfach nicht sein lassen! Jetzt genieße ich noch einen dringend benötigten Kaffee um mich wieder aufzuwärmen. Nach einem Smalltalk mit dem Dealer muss ich aber weiter, ich habe noch eine weite Strecke vor mir und es sieht wettertechnisch nicht besonders gut aus.
Es zieht mich erst mal die E6 runter, das ist eine der schönsten Straßen Europas und immer wieder fasziniert mich die einzigartige Umgebung, selbst wenn das Wetter nicht wirklich mitspielt. Auf dieser Strecke kommt die YX Saltdal Tankstelle, dort halte ich immer an, wenn ich hier vorbeikomme.
Diese Region ist besonders eindrucksvoll, denn etwa 50 Kilometer weiter südlich beginnt sich die Natur auffällig zu verändern. Das ist der perfekte Zeitpunkt, um innezuhalten und den Moment voll und ganz aufzusaugen. Man sollte auf so einer Tour mit offen Augen und Ohren unterwegs sein und die Natur von Zeit zu Zeit genießen.
Wenn ich die E6 auf norwegischer Seite weiterfahren würde, ist es nicht mehr weit bis zum Polarkreis, wo der Arctic Circle Center (Polarsirkelsenteret) ist, auf schwedischer Seite gibt es einen solchen Center in dieser Region nicht.
Den Arctic Circle Center gibt es in dieser Region, nur auf der norwegischen Seite.
Die Route 77 nach Schweden entpuppt sich als eine Herausforderung, die mir die unbändige Natur dieser Region vor Augen führt. Es ist kalt, nass und am Straßenrand liegt selbst im Juli noch Schnee.
Meine Tour geht diesmal zurück über Schweden und ich biege kurz nach der Tankstelle ab, um auf der E77 die schwedische Grenze zu überqueren. Noch bin ich oberhalb vom Polarkreis und halte einfach mal an, es kribbelt irgendwie, man kann es nicht beschreiben, aber nur ein paar Kilometer weiter kommt die Polarkreis Grenze und danach ändert sich wieder alles.
Der Moment, in dem ich den Polarkreis überquere, ist surreal. Trotz des peitschenden Regens und der stürmischen Winde fühle ich eine unbeschreibliche Euphorie. Die Route 95 nach Schweden entpuppt sich als eine Herausforderung, die mir die unbändige Natur dieser Region vor Augen führt.
Zwischenstopp in Arjeplog – Schweden | Der unerbittliche Regen und die niedrigen Temperaturen von 7-8 Grad zwingen mich zu einem ungeplanten Halt in Arjeplog. Das kleine, einladende Hotel bietet mir eine Zuflucht vor dem stürmischen Wetter und eine Chance, meine Gedanken zu sammeln. Denn jetzt holt mich wieder ein Problem ein, wo ich dachte, dass ich es mit Fett lösen könnte. Meine Stiefel haben sich, wie schon auf Nordkap Tour, wieder mal mit Wasser vollgesaugt.
Diese Stiefel werde ich bestimmt nicht mehr auf meinen größeren Touren anziehen. Kalte Finger und kalte Füsse, sind bei diesen Wetterverhältnissen dein Gegner. Das Problem muss Zuhause dringend gelöst werden. Ich habe noch eine norwegische Bierdose im Gepäck, die wird vernichtet und dann geht es “ab to Lager”, wie wir Norddeutschen sagen.
Die Fahrt nach Söderhamn – Am nächsten Morgen, immer noch begleitet vom Regen, setze ich meine Reise fort. Eigentlich hatte ich mir Stockholm als Tagesetappe ausgesucht, aber bei diesem Wetter wird das nicht klappen. Vor allem muss ich sehen, dass ich noch zu Geschäftszeiten ein Hotel auf dem Weg finde, die haben nicht überall rund um die Uhr ihre Rezeption besetzt. So werde ich an diesem Tag ungefähr 680 Kilometer fahren.
Mein neues Tagesziel ist Söderhamn. Leider wird die Fahrt voraussichtlich bei sehr schlechtem Wetter sein, aber gut, damit muss man immer rechnen. In Gedanken habe ich noch die Sonnentage auf den Lofoten, das war schon sehr ungewöhnlich schön. Ich entscheide mich über Nebenstraßen zu fahren, so sehe ich mehr von der Natur und schnell durchziehen sollte man in Schweden sowieso nicht, das kann teuer werden.
Die Straße 363, die an klaren Tagen schön zu fahren ist, präsentiert sich nun als eine vernebelte, mystische Landschaft. Ich hatte gehofft, auf meiner Reise noch den einen oder anderen Elch zu Gesicht zu bekommen, doch sie schienen sich in den Wäldern versteckt zu halten.
Überraschenderweise begegnete ich stattdessen Rentieren, die eigentlich sehr weit im Süden von Schweden unterwegs waren. Bis dahin war ich davon ausgegangen, dass diese nur in den nördlicheren Regionen anzutreffen sind.
Laut meiner App ist auf dieser Strecke eine Tankstelle. Mein 22,7 Liter Tank ist noch viertelvoll, es wird langsam Zeit, den Tank wieder voll zu bekommen. So sehr viele Tankstellen sind auf dieser Strecke nicht, ich bin wieder mal irgendwo im nirgendwo unterwegs.
Ich komme in den sehr kleinen Ort Adak, der in der Provinz Lappland liegt. Sagenhafte 123 Einwohner hat der kleine Ort, einen kleinen Shop und eine einzelne Tanksäule im Zentrum des Dorfes. Aber die eine reicht mir vollkommen! In dem Shop gibt es noch schnell einen Kaffee, den ich mit rausnehme und was sehe ich da, auf dem Parkplatz vor dem Shop, steht ein alter Audi 80L. Krass, das Teil ist irgendwann aus den 70er Jahren, damit fahren sie hier zum einkaufen.
Der Regen hat nachgelassen und die Straße trocknet wieder ab, aber fürchterlich kalt ist es. Das Thermometer schafft keine 10 Grad, also ist der Plan in dem nächst größeren Ort Lycksele, an einer Tankstelle aufwärmen. Nach weiteren 110 Kilometern, erreichte ich Lycksele und finde sogar eine K- Tankstelle. Das ist perfekt, denn ich habe ja noch den K-Kaffeebecher vom Dirk, als ich bei ihm zum Stopp in der Nähe von Lillehammer war.
Ich bin direkt rein in die Tanke und ran an die Kaffeemaschine um den Kaffeebecher voll zu machen. Der Hunger sollte auch noch gestillt werden, also an der Kasse die Bestellung für einen kleinen Snack aufgeben. Den K-Kaffeebecher habe ich nicht wirklich im Kassenbereich positioniert und nur was zu essen bestellt. Jetzt gab es von der freundlichen Schwedin an der Kasse erstmal eine Belehrung! Ich wäre ja nicht mehr in Norwegen, sie würde aber dieses Mal ein Auge zudrücken.
Ja, das ist so eine Sache: Man darf den Becher nur bei norwegischen Circle K Tankstellen nutzen, um kostenlos Kaffee nachzufüllen. Das war mir natürlich nicht bekannt.
Jedenfalls war in der Tanke direkt erst mal für Aufmerksamkeit gesorgt, es gibt zwischen den Norwegern und Schweden schon gewisse Unterschiede, wurde mir von ein paar schwedischen Bauarbeitern zugerufen und das wären nicht nur die unterschiedlichen Kaffeebecher 8-). Und zack waren wir im Gespräch, echt nette Typen, aus dem “Earthmoving Business”, wie sie selbst sagten. Auf Deutsch gesagt, es waren die Baggerfahrer, die mit den großen CAT Baggern und Baumaschinen die neue Strasse durch den Wald ziehen.
Dabei berichteten sie mir von einem Roman, der von diesem Wald handelt, wo sich ein seltsamer Mensch und Einzelgänger, der nicht in das soziale Muster passte, früher eine alte Harley gekauft hat, um mit ihr Holz aus dem Wald zu fahren. Die Geschichte klang ziemlich gruselig. Der Roman erzählte von einem höchst ungewöhnlichen Waldbewohner, die Frage war für mich nachher, was der Besagte sich für eine Harley gekauft haben könnte.
Die WLA ist ja erst ab 1940 produziert worden und in dem Roman ging es um den Zeitpunkt von 1920 bis 1940. Dann kann es natürlich sein, das es noch eine Flathead gewesen sein könnte. Er muss in Schweden ja irgendwie ohne das heutige Internet an das Teil rangekommen sein, so handelte es sich ziemlich sicher um etwas vom Militär.
Wie ich verstanden habe, basiert diese wahre Begebenheit auf dem Zusammenhalt einer Familie, der eigentliche Einzelgänger hatte wohl beschlossen, mit seiner Familie im Wald zu leben. Die Harley war bestimmt ein überbleibsel aus dem Krieg, die er für seine Waldarbeiten eingesetzt hat. Das interessiert mich schon, was da wirklich los war, die Story hörte sich jedenfalls etwas kurioser an, als jetzt angedeutet. Aber das Buch gibt es leider nur auf schwedisch. –> Link
Wir haben viel gelacht, die sehr gute Unterhaltung passt bloß nicht wirklich in meinen Zeitplan. Allerdings finde ich es klasse, wenn man neue Menschen aus den jeweiligen Ländern, die man besucht, kennenlernt und sich mit ihnen irgendwie unterhält.
Weiter geht es über die Landstraße 365, die irgendwann in die 90 übergeht. Ich fahre mitten durch das schöne Schweden, hier sind viele Wälder und kaum irgendwelche Ortschaften zu sehen. Mein nächster geplanter Tankstopp ist Sollefteå, bis dorthin sind es noch ca. 230 Kilometer, für die ich ungefähr drei Stunden brauchen werde.
Sollefteå ist eine Kleinstadt, hier trifft sich die Jugend in der Nähe der Tankstelle. Es ist keine Überraschung, auch in diesem Ort fahren sie alte Autos, als ich am tanken war, checkten sie gerade ein altes US-Car ab. Die jungen Schweden leben anders, gefühlt haben sie noch mehr Benzin, als Playstation im Blut.
Weiter geht es, ich werde noch 100 Kilometer über Land bis nach Timrå fahren und danach geht es etwas schneller, auf der E4 150 Kilometer bis zu meinem Tages-Etappenziel nach Söderhamn. Auf der E4 fängt das schlechte Wetter wieder an, es ist weiterhin kalt und jetzt wird es leider wieder feucht, um die Nase rum. Das Hotel habe ich erst kurz vor meinem Ziel gebucht, als ich abschätzen konnte, das ich den Tag noch soweit fahren werde.
In Söderhamn angekommen, spüre ich die Erschöpfung, aber auch die tiefe Zufriedenheit, die ein solches Abenteuer mit sich bringt. Die letzten 100 Kilometer waren wirklich schlimm, besser wäre es für den nächsten Tag gewesen, zumindest noch bis Kopenhagen zu fahren, es war aber einfach zu kalt und Nass für so einen Ritt, in so einem Fall muss man seine Grenzen kennen.
Der Endspurt, heute stehen 1000 Kilometer an: Von Söderhamn aus führt mich mein Weg über Stockholm nach Dänemark. Das Wetter sieht wieder nicht gut aus, aber man gewöhnt sich dran, wenn es direkt in den Regenklamotten los geht, kommt es einem nur halb so schlimm vor. Heute muss ich Kilometer machen, deswegen geht es über die E4, erstmal in Richtung Dänemark. Mein heutiges Tagesziel ist meine Base in Deutschland, ich möchte nach Hause und habe 1000 Kilometer vor mir.
In Stockholm bin ich schon öfter gewesen, deswegen fahre ich an der schönen Stadt vorbei. Ich habe mich dazu entschieden, über die Øresund Brücke nach Dänemark überzusetzen. Die Fährfahrt nach Dänemark, von Helsingborg nach Helsingør, würde zwar eine willkommene Pause von der Straße bieten, aber über die Øresund Brücke bin ich etwas schneller.
Durch Dänemark ziehe ich nur durch, das meiste habe ich schon hinter mir, von der Øresund Brücke nach Rødby sind es nur 160 Kilometer, tanken will ich erst in Deutschland wieder, diese Idee erweist sich noch als große Fehlentscheidung. Ich habe mir ausgerechnet, wenn ich zügig durchfahre, könnte ich eine Punktlandung machen und direkt, ohne zu warten auf die Fähre fahren. Wobei die Scandlines Fähren am Tag 45 mal fahren und nur 45 Minuten für die 21 Kilometer lange Überfahrt benötigen.
Es ist typisch für Dänemark, dass hier ein kräftiger Wind weht, ich kam mir ein wenig vor, als ob ich mit einer fahrenden Telefonzelle unterwegs wäre, die Road Glide ST ist ja nicht gerade ein Aerodynamic Wunder und drückt mit ihren 105 PS gegen den starken Wind, der über das Land fegt. Je näher ich an das Meer komme, umso stürmischer wird es, ich hätte doch mal an der letzten Tankstelle noch anhalten sollen.
Ihr könnt euch denken, was passiert ist! 2 Kilometer vor der Fähre bleibe ich wegen Spritmangels auf der E4 liegen, was ein Mist. Ich konnte den Fähranleger schon fast sehen, das ist jetzt echt ein Problem. Kaum Verkehr auf der Straße, den erstbesten Wagen habe ich direkt mal angehalten, ein junges Pärchen aus Frankreich, die wollten zur Fähre und hatten keine Zeit für mich, dann kommt das nächste Auto, wieder stelle ich mich winkend auf die zweispurige, in der Hoffnung er hält an.
Das Auto stoppte und ein junger Typ saß drin, er hat mich sofort ins Auto eingeladen und es ging los. In Rødby Sogn, nur 1,5 Kilometer von meiner Pannenstelle entfernt, gibt es eine Tankstelle, sagte mir Job. Die Road Glide habe ich erstmal mit Warnblinker stehen lassen und bin mit ihm los. Job kommt aus den Niederlanden und arbeitet am neuen Fehmarnbelttunnel.