Zeigt ein Wohnmobil HOBBY 600

Wenn die Harley´s hinter einer großen Klappe verschwinden!

Jeder Besitzer eines Hobby- Reisemobils ist schon mal mit dem Spruch „Wenn Du einen Hobby hast, brauchst Du kein anderes Hobby mehr“ konfrontiert worden. Aber das genaue Gegenteil ist der Fall. Viele Besitzer eines Reisemobils nutzen dieses um ihr anderes Hobby betreiben zu können.

Natürlich sind die Pflege und der Erhalt eines Hobby 600 schon Hobby genug. Aber wenn man mit dem Hobby 600 dann auch noch zum Wandern oder zum Mountain Biken fahren kann, dann sind zwei Hobbys wunderbar verknüpft.

HECKANSICHT GESCHLOSSEN
HECKANSICHT GESCHLOSSEN

Interessant wird es, wenn man zwei Motorräder als anderes Hobby hat. Wenn es sich bei den Motorrädern dann noch um kultige Harleys handelt, dann passen sie auch hervorragend zum kultigen Hobby 600. Aber was ist, wenn man nicht unbedingt mit einem Motorrad-Trailer zum nächsten Harley-Treffen fahren möchte? Ganz einfach: Man baut sich seinen Hobby 600 zum Motorradtransporter um!

Was sich so einfach anhört ist natürlich eine echte Herausforderung. So war meine Antwort, als unser User 162-DRUH im Forum die Frage stellte: „Hat jemand schon einmal einen Hobby 600 mit Heckklappe gesehen ?? Gibt es überhaupt eine technische Möglichkeit so etwas zu realisieren ohne Stilbruch zu betreiben ?“ kurz und knapp: „Nein. Ich jedenfalls noch nicht!“

HECKKLAPPE GEÖFFNET RAMPE EINGEKLAPPT
HECKKLAPPE GEÖFFNET; RAMPE EINGEKLAPPT

Mittlerweile sind sechs Monate vergangen und ich muss meine Antwort korrigieren. Beim Jahrestreffen 2017 in Bad Mergentheim hatte ich Gelegenheit, den Umbau von Gerd und Marina zu besichtigen. Auch wenn noch nicht alles ganz fertig und die beiden Harleys nicht dabei waren, so lohnt es sich doch, diesen Umbau einmal vorzustellen.
Um es vorweg zu nehmen: Für die Papiere handelt es sich um einen Umbau zum Transport eines Elektrorollstuhls.

So entstammt die verbaute Klapprampe auch einem Behinderten-Transportfahrzeug.

VERSTAERKUNG DER TRENNFLAECHEN
VERSTÄRKUNG DER TRENNFLÄCHEN

Vor dem ersten Schnitt in der Heckwand erfolgten zahlreiche Gespräche mit den Sachverständigen des TÜV und Versuche mit der Klapprampe. Dazu wurde zunächst das Heckbett entfernt. Schließlich musste der „Rollstuhl“ ja irgendwo stehen. Mit der Schlafmöglichkeit konnte man sich auch später noch beschäftigen.

BETT IN WOHNPOSITION beim Hobby 600
BETT IN WOHNPOSITION beim Hobby 600

Dann wurde zunächst das Heckfenster durch eine Platte ersetzt. Nun stand eine durchgehende stabile Fläche für den Ausschnitt zur Verfügung.

An den geplanten Schnittkanten wurden von innen Verstärkungen eingebracht. Schließlich sollte das ausgeschnittene Mittelteil später als Heckklappe herhalten. Besonderes Augenmerk galt der Verbindung Dach./. Rückwand, da hier die Befestigung der neuen Heckklappe erfolgte.

Diese war natürlich als Scharnier ausgebildet. An den Verstärkungen der Schnittkanten wurden passende Gasdruckdämpfer befestigt. Sie erleichtern das Öffnen und Schließen der Klappe. Zusätzlich muss sie im geöffneten Zustand aber noch mit einer Stange gesichert werden.

Die hintere Kante des Fußbodens musste zur Aufnahme der Klapprampe entsprechend verstärkt werden, zumal die Befestigung an der Stoßstange wegfiel, da sie mit der Klappe geteilt wurde.

Alle Schnittkanten werden in einer späteren Phase noch mit Blech verkleidet. Auf der Stoßstange befinden sich auch Verschlussmöglichkeiten der Heckklappe: zwei Diskusschlösser.

BETT EINSEITIG HOCHGEKLAPPT
BETT EINSEITIG HOCHGEKLAPPT

Insgesamt waren 7 Besuche bei 3 verschiedenen Prüfingenieuren notwendig.

Dabei ging es u.a. um erforderliche Anzugsmomente der Befestigungsschrauben und ob da oder dort besser eine Schlossschraube verbaut werden sollte. Letztendlich bekam der Umbau des Hecks aber den Segen des TÜV und wurde somit auch in die Fahrzeugpapiere eingetragen.

BLICK VON HINTEN INS WOHNMOBIL Hobby 600
BLICK VON HINTEN INS WOHNMOBIL Hobby 600

Das fehlende Heckbett störte dabei ebenso wenig, wie die Zurrpunkte der Ladungssicherung. Diese liegt schließlich in der Verantwortung des Fahrers.

Damit war der erste Teil des Projektes abgeschlossen. Teil 2 besteht aus einer Auflastung auf 3500 kg bei gleichzeitiger Reduzierung des Leergewichtes. …und außerdem muss der Innenraum so umgestaltet werden, dass man zwei Harleys hintereinander hinstellen bzw. verspannen kann.

WASSERKANISTER UNTER DER SITZBANK
WASSERKANISTER UNTER DER SITZBANK

Also wurde zunächst der Frischwassertank unter der Sitzbank entfernt und durch zwei 10l- Wasserkanister mit Pumpenschluss ersetzt. Mehr Wasser gibt es für unterwegs nicht. Der Abwassertank unter dem Fahrzeugheck musste im Zuge der Verstärkungsmaßnahmen am Fußboden bereits entfernt werden. Zwei fliegende Kanister ersetzen ihn bei Bedarf.

Wie man jetzt schon sieht, ist die Benutzung des Hobby 600 als Wohnmobil mit möglichst langer autarker Stehzeit ziemlich eingeschränkt. Da Gerd und Marina aber eh Campingplätze ansteuern wollen, nehmen sie dies in Kauf und gingen sogar noch einen Schritt weiter: Die komplette Gasanlage einschließlich Kocher und Heizung wurden ausgebaut.

ABGESPECKTER WASCHRAUM
ABGESPECKTER WASCHRAUM

Neben der Gewichtsersparnis kommt hier nämlich noch ein anderer Aspekt zum Tragen. Der Möbelbau musste schmaler gemacht werden, damit die Motorräder nach vorne durchgeschoben werden können. … und da war die Heizung einfach im Weg. (Sie soll eventuell durch eine Diesel-Luft-Heizung ersetzt werden).
Beginnen wir mit der Betrachtung der Inneneinrichtung im Heck.

WOHNMOBIL IN TRANSPORTSTELLUNG
WOHNMOBIL IN TRANSPORTSTELLUNG

Das Heckbett wurde so umgebaut, dass die Lattenroste und Matratzen in Fahrzeugmitte geteilt sind und jeweils zu den Seiten hochgeklappt werden können, wenn ein Motorrad mitfährt. Das nächste Hindernis sind Waschraum und Kleiderschrank mit Heizung. Selbst ohne das Sideboard sind die 60 cm für den Lenker nicht breit genug.

Also heißt es Platz schaffen. Wie vorher schon erwähnt, wurde die Heizung komplett ausgebaut. Der Kleiderschrank wurde im unteren Bereich zusätzlich um ca. 10 cm schmaler gemacht.
Ein etwas größeres Problem tat sich auf der anderen Seite mit dem Waschraum auf. Die Eingangstür und die Wände wurden, bzw. werden noch, so umgestaltet, dass sie bei Nichtbenutzung des Waschraums wie ein Slider zur Wand geschoben werden können.

Die Sitztruhe des ehemaligen Frischwassertanks kann ebenfalls schmaler gemacht werden, sodass letztlich ein Motorrad bis vorne in den Hobby 600 durchgeschoben werden kann.

WOHNMOBIL MIT ZWEI MOTORRÄDERN BELADEN
WOHNMOBIL MIT ZWEI HARLEY-DAVIDSON SPORTSTER BELADEN

Die geschlossenen Schränke unter der Spüle und der Absorberkühli wurden ausgebaut und durch offene Regale ersetzt.

Ein kleiner Kompressorkühlschrank steht auf der Spüle und ist später auch mit verspanntem Motorrad erreichbar. Zum Kochen dient eine Induktionskochplatte mit 230V Anschluss; man steht eh auf einem Campingplatz.
Beim Jahrestreffen waren noch nicht alle Details umgesetzt. Zwischenzeitlich ist das Projekt fortgeschritten. Allerdings gab es einen kleinen Wermutstropfen:

Der Sachverständige wollte auf Grund der eingetragenen Achslasten von 1600 kg vorne und 1700 kg hinten nur ein zulässiges Gesamtgewicht von 3300 kg eintragen. Das Gutachten von FIAT erkannte der Gutachter nicht an und von Peugeot ist keine Freigabe zu bekommen.

So wurde die Waage nun der bevorzugte Parkplatz. Auch musste die Anordnung der Motorräder leicht geändert werden um eine bessere Lastverteilung zu bekommen. Es ist zwar knapp, aber passt. Der Umbau vom Wohnmobil zum Transporter dauert jetzt genau 30 Minuten und am Zielort sind es dann noch einmal 30 Minuten, um den Hobby 600 wieder zum Wohnen herzurichten.

Ich kann mir die Situation auf dem Campingplatz schon gut vorstellen: Gerd und Marina werden mit ihrem Hobby 600 vorfahren, die große Klappe öffnen, zwei Harleys herausholen ….und die Nachbarn werden drum rum stehen und den Mund vor lauter Staunen nicht zu bekommen. …und Gerd sagt dann:

„Alle sagten DAS GEHT NICHT ……… Bis einer kam der nicht wusste, dass es nicht geht … und hat es einfach gemacht!“

Text und Bildnachweis: Wilfried Leske & Gerd-Hermann Sewelies

Danke für den tollen Bericht! Schaut auch gerne mal auf https://hobby600.de vorbei, dort gibt es mehr von diesen Geschichten.


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